Heutzutage leben wir relativ frei von ernsten Infektionskrankheiten. Das war vor ca. 200 Jahren nicht so. Das haben wir Impfungen zu verdanken, und dennoch verbreitet sich heute immer mehr ein regelrechtes „Movement“. Wer sich traut, „Impfungen“ oder gar „Impfschäden“ in die Suchleiste bei Google einzutippen, findet schnell mehrere Websites, welche das Impfen verteufeln. Dabei ist diese Haltung völlig unbegründet, und das erkennt man schnell, wenn man sich mit dem Thema auseinandersetzt.
Wir schreiben das Jahr 1798: Pocken töten jährlich hunderttausende Menschen, bis Edward Jenner bemerkt, dass Melkerinnen, welche sich zuvor mit Kuhpocken angesteckt hatten, nicht von den Pocken infiziert wurden. Dies war die erste Impfung. Seit Impfungen eingeführt wurden, sind Pocken ausgestorben und Krankheiten wie Kinderlähmung, Masern und Mumps stehen kurz davor.
In Impfstoffen befinden sich tote oder abgeschwächte Krankheitserreger, welche das Immunsystem anregen, ohne den Patienten tatsächlich zu infizieren. Damit kann der Köper lernen, mit den Erregern umzugehen. Er baut Antikörper auf und hat es dadurch leichter, die echten Erreger zu bekämpfen, sollte man sich tatsächlich anstecken. Man wird also immun.
Also warum denken einige, dass Impfungen nur Schaden anrichten? Es lässt sich größtenteils darauf zurückführen, dass im Jahr 1998 eine medizinische Fachzeitschrift einen Artikel veröffentlichte, welcher behauptete, dass es einen Zusammenhang zwischen Autismus und der MMR-Impfung gäbe. Nach weitläufigen Untersuchungen stellte sich nicht nur heraus, dass die Daten gefälscht waren, sondern auch, dass der Autor des Artikels, der Mediziner Andrew Wakefield, hunderttausende Pfund bekommen hatte, um die Hersteller des gängigen MMR-Impfstoffes in Misskredit zu bringen. All das, während er selbst ein Patent für seine Version der MMR-Impfung hielt.
Als das alles ans Tageslicht kam und Wakefield seine Lizenz entzogen wurde, war es schon zu spät. Viele dachten nun, in dem Glauben, ein Fachmagazin wäre eine zuverlässige Quelle, dass Impfungen schuld am Autismus wären und feierten Wakefield als eine Art Märtyrer.
Infolge dessen tauchten immer mehr Behauptungen auf, warum Impfungen schädlich seien, wovon keine wissenschaftlich belegbar ist. So werden immer wieder Listen mit angeblichen Inhaltsstoffen veröffentlicht, und jemandem, der von Chemie nicht allzu viel Ahnung hat, kann das schon mal Angst einjagen. Dabei vergessen Leute, dass es viel ausmacht, in welcher Verbindung sich der Stoff befindet. So konsumieren wir täglich Natriumchlorid (Kochsalz). Sowohl Chlor als auch Natrium können einen, einzeln konsumiert, sehr schnell töten. Ein weiterer Faktor ist die Menge. Im Prinzip kann einen fast jeder Stoff töten, wenn man zu viel davon aufnimmt, selbst Wasser. 2007 ist eine Frau verstorben, weil sie 6 Liter Wasser in 3 Stunden getrunken hat.
Der Grund dafür, dass immer mehr Leute gegen das Impfen sind, ist schlicht und einfach die Angstmache oder Hysterisierung durch immer neu auftauchende Theorien. Egal wie oft Thesen widerlegt werden, es wird immer ein neuer Grund gefunden. Aufgrund dieser Angst feiern Krankheiten wie Masern oder Keuchhusten ein regelrechtes Comeback.
Dies wäre alles ja nicht so schlimm, wenn es nur die Leute selber betreffen würde, jeder hat ja das Recht auf Selbstbestimmung. Jedoch wird dadurch die Herdenimmunität geschwächt.
Herdenimmunität bedeutet, dass so viele Leute geimpft und damit immun sind, dass ein Krankheitserreger Schwierigkeiten hat, sich zu verbreiten. Damit sind auch Menschen vor einer Infektion geschützt, die sich nicht impfen lassen können, sei es wegen Allergien oder anderer medizinischer Probleme. Lassen sich nun weniger Leute impfen, sind also nicht nur sie betroffen, sondern auch die, die ansonsten durch die Herdenimmunität geschützt wären.
Natürlich kann es dazu kommen, dass man nach einer Impfung vorübergehend kleinere Symptome wie zum Beispiel leichte Rötungen oder Kopfschmerzen bemerkt. Aber was sind nun die tatsächlichen Risiken? Die Wahrscheinlichkeit, einen Impfschaden zu erleiden, ist verschwindend gering. So wurden von 2005 bis 2009 1069 Verdachtsfälle registriert, von welchen 169 bestätigt wurden. Im selben Zeitraum wurden 211,2 Millionen Impfungen durchgeführt. Das heißt, man hat ein Risiko von 0,0000008001893939 %, einen Impfschaden zu erleiden. Zum Vergleich: Das Risiko, von einem Blitz getroffen zu werden, liegt bei 0,000000333 %.
Es gibt also keinen Grund, Angst vor Impfungen zu haben. Impfungen nutzen weitaus mehr als dass sie Schaden anrichten, und durch sie leben wir größtenteils ohne die Angst vor ernsten Infektionskrankheiten. Die Haltung, dass Impfungen schädlich seien, verbreitet sich lediglich deshalb so gut, weil sie durch Angst getragen wird. Wer allerdings über diese Angst hinwegsieht und sich informiert, ist schnell beruhigt, denn Impfen ist ungefährlich, und wer sich impft, schützt nicht nur sich, sondern auch andere. (sk)